Ich war heute Nachmittag ab ca. 15 Uhr im sagenumwobenen Bahia in Bocholt.
Schon die letzten Kilometer der Anreise durch Tempo-30-Zonen und Spielstraßenabschnitte quasi quer über die Felder hat bei mir dringenden Erholungsbedarf erzeugt. Das Herumgegurke macht keinen Spaß.
Das Bahia nennt sich "Inselbad", sollte aber lieber "Treppenbad" heißen, denn es geht zunächst eine Treppe zum Eingang rauf. Hier die erste Überraschung: Bezahlt wird beim Rausgehen, somit entfällt das Überlegen, ob man lieber Tarif X nimmt und ggf. nachzahlt (zu evtl. schlechteren Konditionen) oder gleich Tarif Y oder gar die Tageskarte. Im Bahia gibt es nur 4 Stunden oder Tageskarte. Ob es zu Stoßzeiten dann zu einer Schlange nebst Zeitverlust/Zeitüberschreitung durch die Warterei kommt, müsste man sehen. Bei mir ging alles problemlos.
Die Saunaumkleiden sind in kleine "Kojen" mit kleiner Bank und Spinden eingeteilt, abgetrennt durch Saloon-Türen vom Gang. Wie sich später beim Gehen herausstellte, hatte ich intuitiv die beliebteste Koje von ganz Bahia ausgewählt, denn es wurde recht kuschelig.
Nun also zu den wenigen Wertfächern, die auch nicht sonderlich sinnvoll platziert waren (es mag weitere geben) und eine Treppe wieder runter. Zum Glück hatte ich vorher einen Gast gefragt, ab wann man hier nackt sein darf, sonst wäre ich im Adamskostüm in der Gastronomie aufgeschlagen.
Zunächst ging ich im schwarzen Vaquita The Label in den Badbereich. Ausgeschildert war der Übergang nicht (oder nicht emjay-sicher), aber ich habe wiederum nachgefragt. Dort zum Sportbecken, in dem es etwas wuselig war, denn es war jeweils das 1er-Brett oder der 3er-Turm geöffnet, zudem pflügten zwei fortgeschrittenere Schwimmer durchs Becken.
Weder von der Mitarbeiterin, die ich nach dem Weg zum Sportbecken gefragt hatte noch von der dortigen Aufsichtsperson gab es auch nur irgendeine Reaktion auf meinen String. Auch im sonstigen Badbereich konnte ich nichts vernehmen, aber es war auch recht trubelig. Einmal kann es sein, dass eine junge Mutter in Begleitung einer anderen jungen Mutter nebst ihren Kindern etwas geguckt haben mag, als wir uns auf einer Brücke begegneten. Aber gucken ist ja nicht verboten. Auch wenn ich nicht die Zielgruppe bin: Der Spaßbereich war abwechslungsreich gestaltet, mit verschiedenen Becken, "Sprudelliegen" & Co., einer Grotte mit einem gewaltigen Sprudel in der Mitte sowie einem Außenbereich mit einer kleinen Rutsche. Und natürlich der Rutschenturm, für den es mir wie immer an Mut fehlte, äh, ich meine natürlich, an dem ich wie immer nicht interessiert war.
Bekleidungstechnisch gab es weder von den Herren noch von den Damen etwas Besonderes zu sehen.
Der Saunabereich verlangte fortgeschrittene Ortskenntnisse und Orientierungskünste. Ich habe mich dort anfangs gar nicht wohl gefühlt und wollte den teuren Besuch schon vorzeitig abbrechen. Warum? So gut wie alle liefen in Bademantel oder Saunatuch herum, teils wurde seitens der Damen sogar darauf geachtet, sofort nach dem Verlassen der Saunen nicht zu viel Haut zu zeigen. Ich kam mir schon richtig mies vor, weil in mir das nagende Gefühl aufstieg, etwas falsch zu machen. Oder gar etwas Verbotenes, denn in manchen Bädern ist es nicht gestattet, nackt herumzulaufen. Ich habe mich schließlich beim Personal rückversichert, alles okay. Später kamen auch einige andere Nacktfreunde hinzu, aber das Gesamtbild blieb konservativ.
Besucht habe ich:
- Dampfbad: Hatte anfangs keine Lust, drehte dann auf, war okay.
- Salzkabine/Trockensalzsauna: Mäßig warm (so wie beschrieben); Salzeffekt für mich nicht wahrnehmbar; evtl. muss man länger inhalieren oder mehrere Anwendungen an verschiedenen Tagen machen
- Baumhaus-Sauna: Beim ersten Versuch in einen Aufguss gerasselt und abgewiesen worden; Schild/Absperrung war nicht vorhanden gewesen; beim zweiten Versuch (natürlich später

) okay, wenig Gäste, nur leidlich warm (so wie beschrieben); brauche ich nicht noch mal
- Erdsauna/MAA-Sauna (was immer "MAA" heißt): Ultraheiß, mit offenen Kaminfeuer, trotz gut auszuhalten, modern, relativ klein
- Swet Kamer (das ist die neue Großsauna als Ersatz für die abgebrannte): Hier habe ich einen Musikaufguss, drei Stücke, drei Aufgüsse, mitgemacht. War vollbesetzt, das Licht konnte nur minimal gedämpft werden durch Rollläden an kleinen Fenstern, letztes Lied: Fancy - Flames of Love; ach ja, 80er, bestes Jahrzehnt!
- Solebecken: Relativ klein, eher mäßig warm; LAGO (Herne), Mattlerbusch (Duisburg), Nienhausen (Gelsenkirchen) sind besser
- Kaltbecken: Macht seinem Namen alle Ehre, beschwimmbar
- Tauchbecken: Noch kälter, brrr
- Whirlpool: Hier kam es zum emjay-Eklat. "Wer ist als letzter in den Whirlpool gestiegen?" -- "Ich." -- "Haben Sie das Schild nicht gelesen?" -- "Schild?" -- "Ja, Sie müssen immer die Schilder lesen. Immer zuerst die Schilder lesen." Ohne Brille versuchte ich, das kontrastarme Schild am Rand zu entziffern: "Max. 4 Personen". So schlich Nr. 5 von dannen.
Alles in allem werde ich das Bahia nicht noch einmal besuchen. Weite Anreise von mir aus, nervige letzte Kilometer, Saunapublikum bzw. dessen Bekleidungsverhalten für mich zu konservativ, kein Kick beim Solebecken. Schade, aber jetzt weiß ich wenigstens Bescheid.